Yogawege

Yoga ist eine sehr alte indische Lehre, der schon viele Menschen gefolgt sind. Deshalb gibt es auch verschiedene Möglichkeiten, den Yoga und seine Richtungen zu unterscheiden.

Hatha leitet sich ab von den Sanskritworten „Ha“ für Sonne und „Tha“ für Mond. „Yoga“ bedeutet Harmonie und Verbindung – wir kennen das Bild des „Jochs“ als verbindendes Element. Ziel des Hatha Yoga ist die Harmonisierung der beiden Grundenergien des Körpers, der Sonnenenergie und der Mondenergie, die über den Symphaticus und den Parasymphaticus aktiviert werden. Durch Asanas (Körperstellungen), Pranayama (Atemübungen), Entspannungsübungen und Meditation kommen wir zu einer bewussteren Körperwahrnehmung. Das Hineinspüren in sich selbst wird immer mehr zur Gewohnheit, so dass das Handeln im Außen immer stärker in Einklang mit der Intuition und dem Gefühl im Innern steht.

„Raja“ ist das Sanskritwort für König und steht für den Yogaweg der Geisteskontrolle. Die Meditation ist das Übungsfeld für Gelassenheit und Gleichmut. Über das Kennenlernen und die zunehmende Kontrolle des Geistes gelangen die Übenden zur Überwindung des Leidens und zum Ziel aller Yogawege, der Verwirklichung des Selbst.
Das innere Werkzeug (Antahkarana) wird betrachtet als Ego, Intellekt, Denken und Fühlen und Unterbewusstsein. Der Intellekt trifft letztlich die Entscheidung, ist aber auf die Mithilfe aller Teile angewiesen. Mitunter muss der Intellekt den beratenden Teilen allerdings auch Einhalt gebieten, damit sich keine Gedankenkreisel bilden. Je besser die Zusammenarbeit, desto ruhiger der Geist.

Das Sanskritwort „Karma“ heißt Handlung und meint auch im weiteren Sinne die Folgen der Handlung. Dahinter steht das universelle Gesetz von Ursache und Wirkung. Alles, was wir jetzt tun, ist die Ursache für eine zukünftige Wirkung, und alles, was jetzt geschieht, ist die Wirkung eines früheren Tuns (auch Nichttuns). Indem die Übenden ethisch und anhaftungslos handeln, das heißt sich nicht mit der Handlung oder den Früchten der Handlung identifizieren, werden sie zunehmend frei von der Bindung an das Mögen und Nichtmögen und gewinnen einen klareren Blick für das Leben in jedem Augenblick. Karma Yoga betrachtet das Schicksal als etwas, das uns als Lektion geschickt worden ist, damit wir innerlich wachsen und uns weiterentwickeln.

Bhakti Yoga ist der Weg des Herzens und der Hingabe an Gott, die göttliche Mutter, höhere Intelligenz, höheres Selbst, göttliche Wirklichkeit, Jesus, Buddha, Manitu – oder in welcher Form auch immer der persönliche Zugang zum Göttlichen gefunden wurde. Laut Bhakti Yoga ist der göttliche Urgrund immer ein liebender. Gott wirkt durch alles, und alles, was ist, kommt von Gott. Gottvertrauen schenkt Freude und Liebe, Engagement und Bejahung.

Dieser „Yoga des Wissens“ stellt die philosophischen Fragen: Wer bin ich? Woher komme ich und wohin gehe ich? Was ist das Ziel des Lebens? Was ist Glück? Die Vedanta Philosophie mit ihrer eigenen Weltanschauung gibt darauf Antworten – diese sind letztlich allerdings nicht mit dem Verstand zu durchdringen, wohl aber zu erfahren. Ich bin nicht mein Körper und nicht meine Gedanken, ich bin nicht mein Beruf, mein Partner, meine Kinder, mein Heim. Ich bin das höhere Selbst: Sat-Chid-Ananda (Sein, Wissen/Bewusstsein, Glückseligkeit). Dieses ist wie durch einen Schleier verhüllt (die „Sünde“), in dem Maße, wie ich die Identifikationen löse und mir meiner göttlichen Herkunft bewusst werde, lüftet sich der Schleier: Wenn ich ganz bei mir selbst bin, erfahre ich mich als unbegrenzt und voller Freude, eins mit Gott und verbunden mit der ganzen Schöpfung.

Das Sanskritwort „Kundalini“ bedeutet „die Aufgerollte“ und symbolisiert die schlafende Schlange. Diese steht für die Energie in uns, die erweckt werden soll, damit wir unsere Talente, Fähigkeiten und Spiritualität leben. Im Kundalini spielt Prana, die Lebensenergie, die Hauptrolle. Alle Gemütszustände gelten als unterschiedliche Manifestationen von Prana und können durch eine gezielte Steuerung der Energie beeinflusst werden. Diese geschieht unter anderem durch die Atmung. Kommt es zu einem heftigen Energieanstieg durch die Auslösung des Kampf-Flucht-Mechanismus, kann ich das Energieniveau durch tiefe Bauchatmung wieder senken.